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Dass die Vorfahren der bayerischen Könige aus der Pfalz stammen, ist heute fast vergessen. Ludwig I. war sich dessen noch bewusst. Er nannte sich ein „Pfälzer Blut“, gründete den Chemiestandort Ludwigshafen, erschloss den „Rheinkreis“ (wie die damalige linksrheinische Pfalz als Teil des Königsreichs Bayern hieß) durch die Ludwigsbahn und gönnte sich mit der „Villa Ludwigshöhe“ einen italienisch anmutenden Landsitz mit Blick über die Rheinebene. Dass die Pfälzer 1956 gegen die Wiederangliederung an Bayern stimmten, hätte ihn zutiefst geschmerzt.
Zur Vertiefung des Themas planen wir Anfang Oktober einen Vortrag über den Dom zu Speyer (den Friedrich von Gärtner, beauftragt von Ludwig I., im Stil des Historismus rekonstruiert hat) und die dortigen Kaisergräber (die im Sommer 1900 unter der Ägide der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften freigelegt wurden).
Außerdem wollen wir eine zweitägige Exkursion anbieten, die uns nach Speyer (u.a. in die Ausstellung „Ludwig I. – Sehnsucht Pfalz“) und in die nähere Umgebung führt. Sobald die Planungen stehen, benachrichtigen wir Sie per Newsletter und auf unserer Homepage unter „Aktuelles“.
Lang und steinig war der Weg, bis die Gleichstellung der Juden in Bayern Realität wurde. Den ersten Schritt machte Max I. Joseph mit dem „Judenedikt“ von 1813. Den Durchbruch erzielte aber erst die Reichsgesetzgebung von 1871. Die alte Münchner Hauptsynagoge am Lenbachplatz, die 1887 geweiht wurde und mit ihrer architektonischen Pracht die Silhouette der bayerischen Haupt- und Residenzstadt mitprägte, galt als Zeichen dafür, dass die Juden „aus dem Zwielicht der Geschichte in das helle Licht des Tages“ gefunden haben. Das blieb ihnen nicht vergönnt.
Ein solches Spektakel hatte die bayerische Haupt- und Residenzstadt noch nicht gesehen: Als der spätere Herzog Wilhelm V. seine Braut Renata ehelichte, fanden sich Fürstlichkeiten aus halb Europa ein, um 521 ungarische Ochsen zu vertilgen und sich allerlei weiteren Gaumenfreuden hinzugeben, darunter Mandelsulz auf neapolitanische Art, Pizza mit Büffelkäse und Pinienkonfekt. Die detaillierte Schilderung der Lustbarkeiten verdanken wir einem Altisten der Münchner Hofkapelle, der wenig später einen Kollegen meuchelte und daraufhin abtauchte.
Der Märchenkönig war in seiner Jugend nicht nur ein selten schöner Mann, bei dessen Erscheinen die Damen gleich reihenweise in Ohnmacht fielen. Er erwies sich auch als ungewöhnlich sportlich, sprengte auf dem Pferd in Richtung Gebirge, erklomm einen Gipfel nach dem anderen und durchmaß als trainierter Schwimmer ganze Bergseen. Später ließ er es gemächlicher angehen: Die Aufenthalte auf seinen Hütten wurden immer länger und verhalfen ihm dazu, den ungeliebten „Geschäftseinlauf“ zumindest vor prachtvoller Alpenkulisse abarbeiten zu können.
Er erließ das erste verbindliche Gesetzeswerk für ganz Bayern, sorgte für eine effiziente Verwaltung und rückte sein Land ins Rampenlicht der europäischen Politik. Ein strahlender Herrscher war er aber nicht. Er galt als Aktenfresser, saß schon um vier Uhr früh mürrisch an seinem Schreibtisch und regierte mit eiserner Faust. Von einem katholischen Furor erfasst, schränkte er weltliche Vergnügungen drastisch ein und geißelte sich selbst. Um das erste stehende Heer Europas aufzustellen, kürzte er sogar dem eigenen Vater die Rente.
Vortrag von Klaus Reichold
Er heiratete nacheinander in die ersten Familien Münchens ein, erwarb über 12 Millionen Quadratmeter Grundbesitz und war als Unternehmer ein Tausendsassa. Jakob Heilmann hob den Bürgerbräu aus der Taufe, stampfte Villenkolonien wie die Prinz-Ludwigs-Höhe aus dem Boden und begründete mit den „Isarwerken“ einen der ersten regionalen Energieversorger. Mit seinem Schwiegersohn, dem Stararchitekten Max Littmann, bereicherte er das Stadtbild um die Anatomie, das Hofbräuhaus, das Prinzregententheater – und die ersten Kaufhäuser.
Ein willfähriger Hörsaaldiener, der die Hoffnung hegt, ganz groß rauszukommen. Ein tobender NS-Jurist, der das Amt des Richters mit dem des Anklägers verwechselt. Ein vom Ersten Weltkrieg traumatisierter Psychopath und gläubiger Katholik, der sein Henkerhandwerk mit eiskalter Präzision betreibt. Dazu eine Guillotine aus den Tagen von König Max Zwo, die aus derselben Werkstatt stammt wie die alte Turmuhr der Münchner Frauenkirche. Gegen diese Vernichtungsmaschinerie hatte die Weiße Rose, ein Freundeskreis mutiger junger Leute, keine Chance.
Er war „Ertzbischof zu Cöllen, des Heiligen Römischen Reichs Ertzkanzler und Churfürst legatus natus des heiligen Stuhls zu Rom“, zeugte mit seiner Harfenistin eine illegitime Tochter und erschien zur Kaiserkrönung seines Bruders mit einem Gefolge von 1.600 Personen. Clemens August, Sohn des bayerischen Kurfürsten Max Emanuel, hielt nichts von Armut, Keuschheit und Gehorsam. Als Bauherr aber schrieb er Geschichte: Seine Schlösser in Brühl bei Bonn gehören zum UNESCO-Weltkulturerbe und huldigen seiner bayerischen Herkunft mit Rauten-Orgien in Weiß und Blau.
1839 verschlang die bayerische Majestät den brandneuen Bestseller „Die letzten Tage von Pompeji“, eilte an den Ort der Katastrophe und stieg zum Entsetzen seiner Entourage bis zum Krater hinauf, über dessen Rand sich wieder einmal glühende Lava ergoss. Von den Ruinen der Stadt Pompeji, die ganz in der Nähe unter einer meterdicken Ascheschicht entdeckt worden waren, ließ er sich zur Idealrekonstruktion eines römischen Wohnhauses inspirieren: Das „Pompejanum” in Aschaffenburg zählt zu den originellsten Architekturschöpfungen des 19. Jahrhunderts.
Montag, 23.01.2023, 19 Uhr (Einlass und Umtrunk mit Wein und Brot ab 18 Uhr)
Präsenz-Vortrag
Zentrum St. Bonifaz, Karlstraße 34, 80333 München
15 €/Person (Abendkasse)
Anmeldung per Mail
Dienstag, 24.01.2023, 11 Uhr
Online-Vortrag via Zoom (technische Hilfestellung)
15 €/Person (Überweisung)
Anmeldung per Mail (erforderlich)
Teller mit Ansichten aus dem bayerischen Gebirge, goldene Tabatieren, Taschenuhren – alle Jahre wieder verfiel Ludwig II. dem Kaufrausch. Auf der Suche nach passenden Geschenken für Prinzen und Hofdamen, Adjutanten, Kammerdiener und das Stallpersonal tauchte Seine Majestät sogar höchstselbst in Münchner Läden auf. Und weil sich auch hier der märchenkönigliche Zug ins Große zeigte, glichen seine Gemächer vor Weihnachten regelmäßig einem orientalischen Basar, der vor lauter Juwelen, Stoffen, Flacons und anderen Kostbarkeiten überzuquellen drohte.
Genaugenommen ist der heilige Nikolaus ein Türke: Myra – die Stadt, aus der er stammen soll – liegt an der lykischen Mittelmeerküste. Dass sein Kult über Italien nach Norddeutschland fand und insbesondere in den Hansestädten fröhliche Urständ feierte, spricht für seine Integrationsfähigkeit. Dass er auch noch überraschend wandlungsfähig ist, zeigt die Vielzahl seiner Patronate: Er gilt nicht nur als Schutzherr von Heiratswütigen, „fahrendem Volk“, Bierbrauern und Schnapsbrennern. In München wachte er auch über Kaufleute und Leprosen.
Ergänzend:
Der Bau der Zweiten S-Bahn-Stammstrecke durch die Münchner Innenstadt mag für Haushaltspolitiker ein Desaster sein. Für Archäologen ist er ein Glücksfall. Denn bevor die Großbaustelle hinter dem Neuen Rathaus eingerichtet wurde, fanden am Marienhof Grabungen statt. Sie förderten unerwartete Artefakte aus der Stadtgeschichte zu Tage – allerdings keinen Hinweis auf die (vermutlich) erste Synagoge Münchens. Umso ausführlicher berichten schriftliche Zeugnisse über die Frühzeit jüdischen Lebens in der bayerischen Landeshauptstadt.
Ergänzend: zwei vertiefende „Freiluft-Veranstaltungen“ – jeweils auf 15 Personen beschränkt.
Im Herbst 1923 stand die Weimarer Republik am Abgrund. Die Wirtschaft stürzte ins Chaos. Eine Trambahnfahrt vom Münchner Marienplatz zum Stachus kostete 250 Milliarden Mark. Ausgehend von Sachsen und Thüringen drohte eine „Oktoberrevolution“ nach russischem Vorbild. In Bayern dagegen träumte man von einer nationalen Diktatur. Radikale Volksredner verknüpften Verschwörungstheorien mit Judenhetze. Ein Bürgerkrieg schien unausweichlich. Stefan Zweig sprach von einer „Tollhauszeit“. Adolf Hitler, damals 34 Jahre alt, hielt seine Zeit für gekommen.
Zwei (unterschiedliche, aufeinander aufbauende) Rundgänge zu Schauplätzen des Hitlerputschs und des „Marsches auf die Feldherrnhalle“ (begleitet von Augenzeugen- und zeitgenössischen Presseberichten) - jeweils auf 15 Personen beschränkt.
Weiter sind (bis Weihnachten) Vorträge, Rundgänge und Exkursionen geplant zu den Themen
Über die Details (Termine, Veranstaltungsorte/Treffpunkte u.ä.) informieren wir Sie rechtzeitig an dieser Stelle und via Newsletter.