Geistliche Herren regierten jahrhundertelang weite Teile des heutigen Bayern. Sie stammten in aller Regel aus den vornehmsten Familien des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, führten nicht selten ein ausschweifendes Leben und hinterließen ein reiches kulturelles Erbe: Otto von Freising galt als bedeutendster Geschichtsschreiber des Mittelalters. Clemens Wenzeslaus von Sachsen gab den „Trierzimmern“ der Münchner Residenz den Namen. Und Ludwig Joseph von Welden unternahm 1786 eine turbulente „Firm- und Kirchweihereise“ ins bayerische Oberland.
Als Student tauchte er in das bunte Treiben der mittelalterlichen Stadt Paris ein. Als Heerführer des zweiten Kreuzzugs entkam er nur knapp einem Angriff türkischer Bogenschützen. Und an der Isar überwarf er sich sowohl mit Heinrich dem Löwen als auch mit den Wittelsbachern. Bischof Otto von Freising, ein Onkel von Kaiser Friedrich Barbarossa, war ebenso wortgewaltig wie streitbar. Zu seinem Amtsbereich gehörten Städte und Dörfer in Italien, Österreich und Slowenien. Um seinen Besitz zu sichern, soll er sogar unter die Fälscher gegangen sein.
Er führte die Brandversicherung ein, sorgte für humane Zustände in den Gefängnissen und reduzierte die Zahl der Feiertage. Letztlich blieb er aber doch ein selbstverliebter Enkel Augusts des Starken. Er war gleichzeitig Kurfürst und Erzbischof von Trier, Fürstbischof von Augsburg und Fürstpropst von Ellwangen. Beim Zählen seiner vielen Schlösser kam er regelmäßig durcheinander. In Koblenz baute er ein Theater. In Trier begründete er den Ruhm der bischöflichen Weingüter. Die Säkularisation beendete seine Karriere. Beigesetzt ist er in Marktoberdorf.
In Miesbach wurde der Fürstbischof mit „Barmasan Kääß“ verwöhnt. Auf dem Salmer-Hof bei Fischbachau probierte er einen „Kirschengeist“. Und beim Steffl-Bauern in Bayrischzell schlürfte er eine Tasse Schokolade. Er befand sich allerdings nicht auf einer kulinarischen Genusstour, sondern auf einer Dienstreise. In Birkenstein konsekrierte er die Wallfahrtskirche, in Tegernsee weihte er sechs Fratres, in Weyarn spendete er 3.263 Kindern die Firmung. Die damit verbundenen Strapazen vergaß er unter anderem bei einer Sommerschlittenfahrt südlich der Neureuth.