Als Bayern 1704 die Schlacht bei Höchstädt verloren hatte, fielen die Österreicher wie Heuschrecken ins Land und besetzten auch München. Doch der Hallmayer-Bräu aus dem Tal, sein Nachbar, der Weinwirt Kidler, und der Jägerwirt aus der Löwengrube waren sich einig: „Lieber bayerisch sterben, als kaiserlich verderben“. Ihre Pläne wurden allerdings verraten. Am Morgen des Weihnachtstages 1705 endete der Aufstand der „bayerischen Landesvertheidiger“ in einem Blutbad vor der alten Sendlinger Kirche. Der Dekan zählte nach dem Massaker 976 Tote.
Der Kurfürst spielte Orgel, die Kurfürstin Harfe. Und im Fasching kostümierten sich die beiden gern als Indianerpaar, während der Hofratspräsident bevorzugt einen Kaminkehrer mimte. Kein Wunder, dass in jenen Tagen mit dem Salvatortheater das erste Münchner Opern- und „Comoedi-hauß“ eröffnet wurde. Trotz der „Unbehilflichkeit der Maschinerie“ gaben sich in München von nun an internationale Stars die Klinke in die Hand, darunter der legendäre Farinelli – und Agostino Steffani, offenbar ebenfalls ein Kastrat, der später auch noch Bischof wurde.
Jahrhundertelang galten die Osmanen als größte Bedrohung des christlichen Abendlandes. Mit ihrer Niederlage vor Wien im September 1683 drehte sich der Spieß um: 800 türkische Kriegsgefangene wurden allein nach München verschleppt. Sie hoben die Kanäle aus, mit denen Max Emanuel seine Schlösser verbinden wollte, schufteten in der kurfürstlichen Tuchfabrik oder trugen Sänften durch die Gassen. In der Frauenkirche hing noch bis zu den Luftangriffen des Zweiten Weltkriegs ein Beutestück aus jenen Tagen: eine mit Koranversen bestickte „Türkenfahne“.
Um 1700 stand der bayerische Herrschersitz gleich drei Mal in Flammen: Gemälde von Albrecht Dürer gingen zu Grunde, wertvolle Uhren und ganze Gebäudetrakte – darunter der St. Georgssaal, in dem schon Orlando di Lasso zum Tanz aufgespielt hatte. Bei der größten Katastrophe jener Tage wuchs ausgerechnet die zierliche Kurfürstin Henriette Adelaide über sich hinaus. In Abwesenheit des Gatten koordinierte sie barfuß und im Nachthemd die Löscharbeiten, während der eigentlich zuständige Obersthofmeister „ganz unsinnig heulte“ und „vor Schluchzen nicht sprechen“ konnte.
Um 1700 zählte München etwa 25.000 Einwohner. Die Isarmetropole galt als „eine der schönsten Städte Deutschlands“, ächzte allerdings unter den Verpflichtungen, die der Hof mit sich brachte: Wenn die Herrschaften mit ihren Schlitten durch die nächtliche Stadt zu fahren gedachten, hatten die Gassen gesäubert zu sein. Und für die Hofjagd mussten die Wirte alle verfügbaren Betten nach Fürstenried bringen. Dafür versprachen „Luftspringer“ und der Fasching Abwechslung – sowie die Ankunft eines „Asiatischen Wunder-Thiers, Nasen-Horn genannt, das alle Tag 14 Aymer Wasser säufft“.