München im Mittelalter


Vorträge und Stadtführungen

Referent: Klaus Reichold

Wassergräben und ein doppelter Mauerring mit etwa 100 Türmen – die Stadt glich einer riesigen Burg. Armbrüste, Pechpfannen und der „Münch“ – ein Geschütz, das 175 Pfund schwere Kugeln verschoss – dienten der Verteidigung. In Friedenszeiten standen die Tore tagsüber offen. Aus Venedig kamen orientalische Gewürze, Papier und Salpeter, aus Flandern englische Wolle, aus Kärnten Eisen. 1462 zählte München schon über 12.000 Einwohner. Die baufällige Marienkirche wich einem Gotteshaus, das mit seiner enormen Größe zum neuen Wahrzeichen der Stadt wurde.


Mauern, Zinnen, Armbrustschützen
Vortrag: Die Stadt als Burg
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Heimsuchungen gab es im „geharnischten Zeitalter“ zuhauf. Bewaffnete Ketzerzüge gehörten dazu, mit der Pest infizierte Reisende, manchmal sogar die eigenen Herzöge. Deshalb spielte sich der Münchner Alltag im Schutz einer zehn Meter hohen Mauer ab. Der Wachdienst war erste Bürgerpflicht. Ein stetes Ärgernis blieben die „Bubereien“ der Türmer auf dem Alten Peter. Es hieß, sie seien dem Trunke ergeben und würden „juchitzen“, anstatt nach Bedrohungen Ausschau zu halten. Auch mehrere verheerende Stadtbrände scheinen von ihrem Versagen zu künden.


Stadtführung: Die Stadt als Burg
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Wir patrouillieren auf dem Wehrgang der Stadtmauer, kassieren von allen Handelsfuhrwerken mit drei oder mehr vorgespannten Pferden den Pflasterzoll und machen die Tore für Raubritter extra weit auf. Einem von der Schlacht verschwitzten Kaiser empfehlen wir den Besuch eines nahegelegenen Freibades. Außerdem lokalisieren wir den Katzenturm, das Schiffertor und den Brandherd vom „Schwarzen Freitag“ des Jahres 1327. Unser Rundgang endet mit einem Kontrollbesuch beim Türmer des Alten Peter.


Safran aus Venedig
Vortrag: Wirtschaft & Handel
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Sie handelten mit englischen Stoffen, orientalischen Gewürzen und ungarischem Wein, lieferten Eisen nach Zürich, Ochsen nach Frankfurt und Salz an den Rhein. Von Antwerpen aus mischten Münchner Kaufleute sogar im Überseehandel mit. Zuhause an der Isar brach derweil der Verkehr zusammen. Die Flößer konnten nur einen Teil des Warentransports bewältigen. 1490 rumpelten täglich bis zu 300 schwere „Lastwagen“ durch die Stadt. Die Parkplätze wurden knapp. Für Fuhrknechte, Händler und Marktbesucher gab es ab 1397 zumindest öffentliche Bedürfnisanstalten.


Stadtführung: Wirtschaft & Handel
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Wir sagen Herzog Jakob dem Wässrigen Grüß Gott, imaginieren uns einen belebten Hafen und hoffen sehnsüchtig, aber erfolglos auf die Ankunft von Weinfässern aus Tramin. Dafür gelingt es uns, eine mittelalterliche Autobahnraststätte samt dem üblichen Serviceangebot zu orten. Im „Eckhaus am Pfaffengässchen“ staunen wir über das kaum überschaubare Sortiment eines Kramers aus der Zeit um 1450. Außerdem erweisen wir einer Kaufmannsfamilie die Reverenz, deren männliche Mitglieder bevorzugt Glatze trugen und inzwischen ausgestorben sind.


Iederman wolt gen hymmel
Vortrag: Das geistliche Leben
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Das Tischtuch vom Letzten Abendmahl! Die Stola des heiligen Nikolaus! Das Brautkleid der Elisabeth! Zigtausend Wallfahrer sollen sich in den Gassen gedrängt haben, als der Andechser Reliquienschatz in München gezeigt wurde. Schon zuvor hatten die Reichskleinodien, die von 1324 bis 1350 im Alten Hof aufbewahrt worden waren, für Aufsehen gesorgt – darunter die legendäre, mit dem Kreuzestod Christi in Verbindung gebrachte „Heilige Lanze“. München hatte damals zwar noch keinen Bischof, aber schon den Mönch im Wappen – und einen Stadtpatron aus Afrika.


Stadtführung: Das geistliche Leben
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Wir verweigern uns der mittelalterlichen Mode, unsere Patenkinder auf den Namen „Onuphrius“ taufen zu lassen und imaginieren uns eine längst verschwundene Nikolauskapelle. Außerdem sagen wir einem blinden Organisten und dem Pfarrer Teufelhart von Unserer Lieben Frau Grüß Gott. Die Mär von einer angeblichen Kindsmarter, die den Juden angelastet wird, hinterlässt uns fassungslos. Wir danken Kaiser Ludwig dem Bayern für seine Besonnenheit, besichtigen eine goldene Burg und stoßen in der Operntiefgarage auf die Gebeine eines Romanhelden.



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