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Reihe mit 10 Vorträgen und ergänzenden Exkursionen,
die Ihnen einen systematischen Einblick in Geschichte und Kultur Bayerns bietet.
Der Milchzahn eines Neandertalers aus Essing, die fingergroße Venus aus Mauern, der „Goldene Hut“ von Ezelsdorf-Buch: Die weiß-blaue Urgeschichte bleibt mysteriös. Erst um 150 v. Chr. tritt Bayern mit einem Paukenschlag in die Geschichte ein: Das „Oppidum“ Manching bei Ingolstadt dürfte eine der damals bedeutendsten Handelsmetropolen Europas gewesen sein. Später bauten die Römer die ersten Häuser aus Stein – und Thermen, die den Wellness-Oasen der Gegenwart ähnelten. Die heutigen Reiserouten folgen weitgehend dem Verlauf römischer Fernstraßen.
Germanische Vorstellungen von Himmel und Erde, der Glaube an Naturgeister und an die „Wilde Jagd“, das gespenstische Totenheer, hielten sich bis in die Zeit der frühen Herzöge.
Dann aber kam das Christentum so richtig in Schwung. Marinus und Anian wirkten als Wandermönche am Irschenberg. Tegernsee, finanziert durch die Salzpfannen von Reichenhall und Weingüter in Südtirol, zählte bald zu den kulturträchtigsten Klöstern des ganzen Reiches. Das Bistum Regensburg wurde zum Ausgangspunkt der Mission in Böhmen. Und der Arm des Passauer Bischofs reichte bis nach Ungarn.
Reiterhorden aus dem Osten, die plündernd und sengend über das Land herfielen; ein Herzog, der als „Zänker“ in die Geschichte einging; dazu die Nachricht, über Regensburg sei ein „blutiger Mond“ erschienen. Selbst im frommen Bamberg fürchtete man sich vor dem Weltuntergang. Ein Verbrechen in der Bischofsburg hatte die Machtbalance zwischen den Geschlechtern Süddeutschlands erschüttert. Tod und Zerstörung regierten aber nicht überall. In jene Epoche fallen auch die ersten urkundlichen Erwähnungen von Nürnberg, Landshut oder München.
Noch tönten die Narrenschellen durch die Gassen: Am Hof Ottheinrichs in Neuburg an der Donau stand die Alchemie hoch im Kurs. Und in Bamberg ließ sich ausgerechnet der Bischof von einem „Schwarzkünstler“ namens Johann Georg Faust das Horoskop berechnen. Andererseits blühten Wissenschaft und Welterkenntnis. In Ingolstadt hatte längst die erste bayerische Landesuniversität ihre Pforten geöffnet. Und in Augsburg und Nürnberg residierten mit Fuggern und Welsern die führenden Global Player jener Tage. Der Lebensstandard wurde jetzt neu definiert.
1555, auf dem Reichstag von Augsburg, waren sich Katholiken und Protestanten einig. Man wolle durch „freundliche und friedliche Mittel“ zu „einhelligem, christlichem“ Miteinander finden. Sechzig Jahre später war alles Makulatur. Die Grausamkeit des Dreißigjährigen Krieg, der als konfessionelle Auseinandersetzung begann, überstieg alle Vorstellungen. Hunger, Pest und ein galoppierender Hexenwahn ließen die Situation vollends eskalieren. Die Berichte damaliger Augenzeugen – etwa aus Eichstätt, Füssen oder Nördlingen – sind kaum zu ertragen.
Es zischte, krachte und blitzte: „Lustfeuerwerke“ gehörten um 1700 zu den unvermeidlichen Begleiterscheinungen höfischer Repräsentation.
Aber auch sonst feierte „Die schöne Kunst der Verschwendung“ fröhliche Urständ‘. Die Passauer Oberhirten tippelten in goldbestickten Pontifikalschühchen zum Hochaltar. Der Bamberger Fürstbischof orderte „50 Fontaines“ für den Park seiner Sommerresidenz, „um die Trangsaalen zu vergessen“, die ein Herrscherleben in den Tagen der Aufklärung so mit sich brachte. Und aus Bayern wurde ein Land der Zwiebeltürme.
Erst trieben Freimaurer und Illuminaten ihr Unwesen. Dann stand Napoleon vor der Tür. Schließlich dräute auch noch das Jahr 1803 herauf, „welches den Klöstern in Baiern den Garaus gemacht“, so ein Pater aus Andechs. Gleichzeitig kamen den Fürstbischöfen ihre Bistümer abhanden. Und ehemalige Reichsstädte wie Rothenburg ob der Tauber fanden sich plötzlich auf der bayerischen Landkarte wieder. Zeitweilig reichte das „neue“ Bayern vom Vogtland bis zum Gardasee. Die damit verbundenen Reformen taten weh, erwiesen sich aber als mustergültig.
Johann Christian Schäffer, der spätere Pastor der Regensburger Neupfarrkirche, zählt zu den Pionieren der Waschmaschine. Carl von Linde, ab 1868 Professor an der heutigen TU München, „erfand“ den Kühlschrank. Und 1835 verkehrte zwischen Nürnberg und Fürth die erste deutsche Eisenbahn. Seither, so heißt es, spreche der Fortschritt bayerisch.
Mit der üblichen Verspätung erkannte auch die Politik die Zeichen der Zeit. König Maximilian II. erweckte sogar den Anschein, Karl Marx links überholen zu wollen.
Die künstlerische Avantgarde liebte das bayerische Oberland. Richard Strauss ließ sich von einem Gewitter am Heimgarten zur „Alpensinfonie“ inspirieren. Lovis Corinth malte immer wieder den Walchensee. Und Thomas Mann fand in Bad Tölz die ersehnte Ruhe, um seinen „Tod in Venedig“ zu Papier zu bringen. Wenige Kilometer weiter, in Sindelsdorf, hoben Franz Marc und Wassily Kandinsky den „Blauen Reiter“ aus der Taufe.
Der Erste Weltkrieg, von einem Großteil der damaligen „Intelligenz“ enthusiastisch begrüßt, machte dieser Blüte ein abruptes Ende.
In der Landsberger Festungshaft trug Adolf Hitler Lederhosen. Auf dem Obersalzberg beendete er die Arbeit an seiner Propagandaschrift „Mein Kampf“. Nürnberg machte er zur „Stadt der Reichsparteitage“. Und in Dachau, auf dem Areal einer ehemaligen „Königlichen Pulver- und Munitionsfabrik“, ließ er das erste Konzentrationslager errichten.
In Folge seiner Gewaltherrschaft sanken die größten Städte des Landes, darunter Augsburg und Würzburg, in Schutt und Asche. Bayern brauchte Jahrzehnte, um die braunen Schatten hinter sich zu lassen.
Wir zählen die Schlaglöcher, die die römischen Legionäre hinterlassen haben, besuchen eine Hure, die zur Heiligen wurde, sehen aber davon ab, die in der Antike ungemein beliebte Fischsauce namens Garum zu probieren. Stattdessen staunen wir über den ältesten erhaltenen Glasfensterzyklus der Welt.
Außerdem lernen wir ein Kaufmannsgeschlecht kennen, das durch den Handel mit „Specereien, Seiden und wullin Gewand“ reicher wurde als der Kaiser.
Am Schluss fliehen wir mit Martin Luther vor den päpstlichen Häschern.
Wir lassen uns vom Klang mächtiger Bombarden hinwegfegen, sagen einer ungarischen Königin Grüß Gott und streifen durch die Privatgemächer eines Fürstbischofs, der über das größte Bistum im ganzen Heiligen Römischen Reich gebot.
Außerdem werfen wir einen Blick hinter verbotene Türen. Dem Scharfrichter entkommen wir nur knapp. Dafür erwartet uns Simon der Säger. Weil wir ihm das Nibelungenlied vorsingen und dazu Reiner Kunze rezitieren, lässt er ein letztes Mal Gnade vor Recht ergehen.
Wir werden von einer leibhaftigen Äbtissin empfangen, imaginieren uns ein barockes Lichtspektakel und knien vor einem Heiligen, der an einem Bandscheibenvorfall litt.
Außerdem machen wir Bekanntschaft mit einem Exemplar aus der Gattung der Archosaurier. Den ersten Menschen in Bayern treffen wir auch.
Ein Bericht über einstürzende Altbauten bringt uns noch mehr in Rage als ein General ohne Manieren. Da hilft nur, an einer Zistrose aus Montpellier zu schnuppern.
(Eine E-Book-Broschüre zum Residenzplatz in Eichstätt finden Sie hier ...)
Wir hören einen 400 Jahre alten Schimmel wiehern, eilen ans Sterbebett eines legendären Feldherrn und nehmen inkognito an der Versammlung eines Geheimordens teil.
Außerdem besichtigen wir jenen Bunker, in dem König Ludwig I. im Falle eines Krieges sein müdes Haupt zu betten gedachte.
Die Einladung eines monströsen Herrn mit wässrigen Augen und schwankendem Charakter schlagen wir aus. Dafür treffen wir Charles de Gaulle und einen Feldgeistlichen namens Rupert Mayer.