„Barock“ – der Begriff soll auf die portugiesische Bezeichnung für eine „schiefrunde“ Perle zurückgehen und eine gewisse Opulenz bezeichnen. Das könnte passen: Die Architektur schwelgt in schwingenden Formen, die Malerei in satten Farben.
Der Barock, der hierzulande jäh von der Katastrophe des Dreißigjährigen Krieges unterbrochen wird, zeigt sich aber nicht nur in der Kunst und ihrem beginnenden Starkult.
Die Literatur bedient sich jetzt einer deutlich bildreicheren Sprache. Die Musik entdeckt die Gegensätzlichkeit von Stimmungen. Das Theater wird – dank der Oper und ihrer zunehmend raffinierteren Bühnentechnik – zu einem multimedialen Spektakel. Und der Glaube erlebt eine letzte Blüte.
In Pisa offenbarte sich sein strahlender Knabensopran. In Lucca wurde er entmannt. Und von Florenz kam er mit 15 Jahren als „Geschenk“ von Cosimo III. de‘ Medici zu Peter dem Großen nach Moskau. Die Sängerkarriere von Filipo Balatri, die sich aus Originalquellen der Bayerischen Staatsbibliothek rekonstruieren lässt, liest sich wie ein Abenteuerroman. Sie ging an den Höfen in München und Freising zu Ende und fand ihr letztes Kapitel in der Zisterzienserabtei Fürstenfeld. Dort wirkte der Kastrat als „Pater Theodor“ bis zu seinem Tod als Chorregent.
Eichendorff nannte ihn „einen verschwenderisch begabten Dichter“, Jean Paul sah in ihm den „Vater der Humoristen“. Der Augustiner-Barfüßer Abraham a Santa Clara besuchte das Jesuitengymnasium in Ingolstadt, hielt seine ersten Predigten im Dachauer Hinterland und wurde ob seiner wortgewaltigen Originalität bald an den Wiener Hof berufen. Auch dort nahm er vor überfüllten Kirchenbänken den fröhlichen Zecher und die nicht ganz so ehrsame Jungfrau aufs Korn. Letztere sollte besser „wie eine Schildkröte“ sein, denn „diese ist allezeit zu Hause“.
In Landsberg „umschwirrten ganze drei Tage lang glühende Kugeln wie Krähen“ das Jesuitenkolleg. In Erling wurden „Presthafte“ zu „Schlachtopfern“ marodierender Horden. In Buch am Erlbach verschonte die Pest nur den Pfarrer und die Wirtin. Und dann zerschellte auch noch das Kuchelschiff mit dem kurfürstlichen Tafelsilber, das nach Burghausen in Sicherheit gebracht werden sollte, an der Mühldorfer Innbrücke. Zwischen 1618 und 1648 verloren weite Landstriche bis zu zwei Drittel ihrer Bevölkerung. Die Zeitgenossen beklagten ein „Spektakel voller Schrecken“.
Er hatte eine große Schwäche für Raritäten und Wunderkammern, kannte die bedeutendsten Sammlungen Europas aus eigener Anschauung und galt als eine der schillerndsten Figuren im damaligen Kunsthandel: Dank seiner Weltläufigkeit und Sprachfertigkeit stand Philipp Hainhofer, der in seiner Geburtsstadt Augsburg auch öffentliche Ämter wie das des Zechpflegers von St. Anna bekleidete, mit den wichtigsten Fürstenhöfen in persönlichem Kontakt. In seinen frühen Reiseberichten schildert er die abendländische Welt vor Beginn des Dreißigjährigen Krieges.